Konservierte Suppen, Tomatensoßen oder Fertigcurry sind bequem – aber ihre Verpackung entscheidet über Haltbarkeit, Klimabilanz und Recyclingfähigkeit. Bisher dominieren sterilisierfähige Kunststoff-Standbeutel (Pouches). Parallel gewinnen faserbasierte Kartonverbunde wie Tetra Recart® oder die neuen alufreien SIG-Aseptikkartons an Bedeutung. Was können beide Systeme heute – und wohin geht die Reise bis 2030?

1 | Warum die Verpackung hier besonders kritisch ist
- Sterilisationsfest (121 °C, 30–60 min)
- Langzeit-Barriere gegen Sauerstoff, Wasserdampf, Aroma
- Portionsgerechtes Handling bei geringen Kosten
- Regulatorische Zukunftssicherheit (EU-PPWR: ab 2030 nur noch recyclingfähige Packmittel) Environment
2 | Kunststoff-Standbeutel – der etablierte Industriestandard
Technischer Aufbau
Mehrschichtfolie (PET / PA für Festigkeit, Aluminiumfolie als 100 %-Barriere, PP-Innenschicht zum Siegeln). O₂-Durchgang praktisch null; WVTR < 1 g/m²·Tag → 18–24 Monate Haltbarkeit.
Kosten & Prozess
- Materialkosten pro Liter Inhalt am niedrigsten aller Einwegoptionen.
- Fülllinien verarbeiten > 200 Beutel/min – Hochleistung mit geringen Stillstandzeiten.
- Weltweit vorhandene Autoklaven- und Verpackungsinfrastruktur.
Ökobilanz
- Sehr leicht (12–14 g für 500 ml) → kleiner CO₂-Rucksack vs. Dose, aber höher als Karton tetrapak.com.
- End-of-Life: Aluminiumbeschichtete Pouches sind praktisch nicht recycelbar; sie werden überwiegend verbrannt.
- Erste recyclingfähige Mono-PP-Retort-Pouches existieren (Amcor / Nestlé 2020), sind aber noch Nische amcor.com.
3 | Faserbasierte Kartonverbunde – die aufstrebende Alternative
Technischer Aufbau
Mehrlagiger Karton (≈ 70 % FSC-Zellstoff) mit dünner Polymer- oder optional Alu-Barriere. Varianten ohne Aluminium erreichen dank EVOH- und Plasmaschichten OTR < 1 cm³/m²·Tag –SIG Terra Alu-free 2025 zeigt das erstmals serienreif packaginginsights.com.
Kosten & Prozess
- Packmittelkosten pro Liter heute etwas höher als beim Beutel, aber unter Glas/Dose.
- Spezielle FFS-Linien (Tetra Recart, SIG) füllen bis 24 000 Packungen/h; Investitionen amortisieren sich ab hoher Linienauslastung.
- Flachliegende Anlieferung reduziert Lager- und Transportvolumen.
Ökobilanz
- Bis zu 78 % weniger CO₂ als Dosen und ≈ 50 % weniger als Pouches tetrapak.com.
- 69–71 % des Materials ist erneuerbar; Fasern werden in der Papierrecyclinganlage zurückgewonnen.
- Kunststoff- und (falls vorhanden) Alureste werden energetisch verwertet – Recyclingquote der Faserfraktion kann > 70 % liegen
4 | Direkter Vergleich (Suppen/Soßen, 500 ml-Äquivalent)
Aspekt | Kartonverbund (Tetra Recart, SIG) | Kunststoff-Beutel (Alu-Verbund) |
---|---|---|
Packmittelkosten | +10 – 20 % | Baseline (niedrig) |
CO₂-Footprint | ~ 35 g | ~ 70 g |
Recyclingfähigkeit | Faseranteil > 70 % recycelbar | < 10 % (meist Verbrennung) |
OTR / WVTR | < 1 / < 1 | ≈ 0 / < 1 |
Prozessgeschwindigkeit | ≈ 90 – 95 % der Beutel-Linien | 100 % |
Werte gerundet; CO₂ cradle-to-grave. Quellen siehe unten. Bitte als grobe Richtwerte einordnen.
5 | Ausblick bis 2030
- Regulatorik zieht an: Die EU-PPWR macht Recyclingfähigkeit ab 2030 zur Marktzugangsbedingung ecomundo.eu.
- Alu-freie High-Barrier-Kartons (SIG, Tetra) verringern CO₂ weiter und vereinfachen Recycling.
- Monomaterial-Retort-Beutel (PP oder PE) schreiten voran; Pilotmärkte 2025, breiter Roll-out erwartet bis 2028.
- Kostenkonvergenz: Plastiksteuern & EPR-Gebühren (Extended Producer Responsibility) verteuern Verbundfolien, während Skaleneffekte Kartonpreise drücken.
- Marktprognose: Analysten erwarten, dass Kartonlösungen ihren Anteil im europäischen Suppen-/Soßenregal von heute ~12 % auf > 30 % steigern könnten; klassische Alu-Beutel verlieren Marktanteile, werden aber durch recyclingfähige Mono-Kunststoff-Pouches teilweise ersetzt.
6 | Fazit
Für flüssige Suppen und Soßen bieten faserbasierte Kartonverbunde bereits heute funktionale Barriere, gute CO₂-Bilanzen und einen klaren Recyclingvorteil. Kunststoff-Standbeutel punkten nach wie vor mit niedrigsten Kosten und ausgereifter Prozesstechnik, geraten jedoch wegen ihrer End-of-Life-Schwäche unter Druck. Bis 2030 werden entweder alu-freie Kartons oder recyclingfähige Mono-Beutel den Standard setzen. Wer die eigene Verpackungsstrategie zukunftsfest machen will, sollte beide Innovationen jetzt testen – die Ampel der EU-Regulierung steht längst auf Grün für kreislauffähige Lösungen.
Nicht berücksichtigt sind Verschiebungen anderer Packmittel siehe auch: z. B. Rigid-to-Flex-Shift
Quellen (Auswahl)
- Tetra Pak – Reasons Tetra Recart excels in shelf-stable soup packaging (bis 78 % weniger CO₂) tetrapak.com
- SIG – Alu-free Full-Barrier Karton, Pressemeldung 21.05.2025 packaginginsights.com
- Amcor / Nestlé – Erste recyclingfähige Retort-Pouches (AmLite HeatFlex), 2020 amcor.com
- EU-Kommission – Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (alle Packmittel bis 2030 recyclingfähig) Environmentecomundo.eu
- Packaging Digest – LCA: Out of the Can & into the Paper Box, 2024 packagingdigest.com
Alle Angaben beziehen sich auf den europäischen Markt (EU-27 + UK, Stand Mai 2025) und können je nach Rezeptur, Packungsgröße, Sammelsystem und Energiemix deutlich variieren. Wir übernehmen keine Haftung für gezogene Schlüsse aus diesem Artikel.
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