Papier & Kunststoff in Schokoladen-Verpackungen

Schokoriegel gehören zu den meistverkauften Süßwaren in Europa – rund 750 000 t pro Jahr. Jede Portion braucht eine dünne Schutzschicht, und genau diese Verpackung rückt immer stärker in den Fokus. Während bis heute hauchdünne Kunststofffolien dominieren, setzen immer mehr Marken – darunter das Start-up nucao – auf papierbasierte Barriereverpackungen. Was leisten diese Newcomer wirklich? Hier die wichtigsten Fakten zu Kosten, Klimabilanz und Recyclingfähigkeit.


1 | Warum die Riegelhülle entscheidend ist

Schokolade reagiert empfindlich auf Sauerstoff, Feuchtigkeit, Licht und Fettmigration. Die Verpackung muss daher

  • Aroma-, Sauerstoff- und Wasserdampfdiffusion für Monate verhindern,
  • auf Hochgeschwindigkeits-Flowpackern laufen und
  • Marketing-Ansprüche (Optik, Haptik, Nachhaltigkeit) erfüllen.

2 | Kunststofffolien – der etablierte Standard

Technischer Aufbau

Üblicherweise kommen PP Folien und/oder zweilagige OPP/PE Folien oder Multi-Materialverbunde zum Einsatz, oft metallisiert oder mit EVOH-Barriere. Diese erreichen Sauerstoff­durchlässigkeiten (OTR) unter 1 cm³/m²·Tag und Wasserdampfdurchlässigkeiten (WVTR) unter 2 g/m²·Tag – ausreichend für ein MHD (Mindest-Haltbarkeits-Datum) von 9–12 Monaten.

Kosten & Verarbeitung

Standardfolien kosten nur wenige Euro-Cent pro 1 000 Flowpacks. Auf modernen Maschinen lassen sich bis zu 600 Riegel pro Minute verpacken – eine nahezu unschlagbare Effizienz.

Ökobilanz

  • Herstellung: 2–3 kg CO₂ pro Kilogramm Kunststoff.
  • Gewicht: < 1 g Folie pro Riegel ⇒ 2–3 g CO₂ pro Flowpack.
  • Entsorgung: Flexible Multilayerfolien werden fast ausschließlich verbrannt; stoffliches Recycling ist kaum verfügbar.

3 | Papierbasierte Barriereverpackungen – die Newcomer

Technischer Aufbau

Ein 40–60 g/m²-Kraft- oder Frischfaserpapier wird mit einer 4–7 µm dünnen Polymer- oder EVOH-Dispersion beschichtet. Produkte wie Koehler NexPlus Advanced liefern OTR < 10 cm³/m²·Tag und WVTR ≈ 3 g/m²·Tag – ausreichend für ein 12-monatiges MHD.

Kosten & Verarbeitung

Material: derzeit rund 20–30 % teurer als Standardfolien.
Maschinen: leichte Anpassungen nötig (Siegel­schienen, Bahnführung), Taktzahlen meist 10–15 % niedriger.

Ökobilanz

  • Herstellung: 249 kg CO₂e pro Tonne Karton (Branchenstudie 2023).
  • Hochgerechnet: ≈ 0,30 g CO₂ pro Flowpack – rund 80 % weniger als Kunststoff, sofern das Flächengewicht nur moderat steigt.
  • Entsorgung: Papieranteil ist in Europa zu etwa 80 % im Altpapierstrom recycelbar; Beschichtungen werden im besten Fall energetisch verwertet.

4 | Direkter Vergleich

AspektPapierbarriereKunststofffolie
Packmittelkosten+ 20–30 %Baseline
CO₂ pro Riegel≈ 0,30 g≈ 2–3 g
OTR / WVTR< 10 / ≈ 3< 1 / < 2
Recyclingquote (EU)≈ 80 %< 20 %
Verpackungsgeschwindigkeit85 – 90% im Vergleich zu Folien100 %

Alle Barrierewerte: cm³ bzw. g pro m²·Tag (23 °C / 50 % rF).
Schätzwerte aus Internet-Recherche-Quellen.


5 | Ausblick bis 2030

  • Kostenparität: Plastiksteuern und CO₂-Bepreisung verteuern Folien, während skalierende Papierwerke Preise drücken.
  • Technische Entwicklung: Nanocellulose- oder kombinierte Barriereschichten wie Plasma­beschichtungen mit Überlack könnten OTR-Werte < 1 cm³/m²·Tag ermöglichen.
  • Regulatorik: Die EU-Verpackungs­verordnung (PPWR) verlangt ab 2030 Recyclingfähigkeit; Papier mit dünner Dispersion erfüllt das bereits, Multilayer-Kunststoff nicht.
  • Konsumenten­akzeptanz: Über 70 % der Verbraucher bevorzugen Papieroptik bei Süßwaren.

6 | Fazit

Papierbasierte Barriereverpackungen sind heute technisch reif und bieten Klima- sowie Recyclingvorteile. Ihr noch höherer Stückpreis wird durch Imagegewinn, regulatorische Sicherheit und sinkende Kosten voraussichtlich schnell ausgeglichen. Kunststofffolien bleiben vorerst unschlagbar bei Preis und Maschinengeschwindigkeit, verlieren aber wegen ihrer (noch) schlechten Recycling­fähigkeit an Akzeptanz. Wer seine Schoko­verpackung zukunftssicher gestalten will, kann papierbasierte Flowpacks pilotieren.

Nabu scheibt : …“Papierverpackungen haben einen vergleichsweise geringen Verbrauch an nicht erneuerbaren Ressourcen, da sie aus nachwachsendem Holz hergestellt werden. Die Schadstoffemissionen dagegen sind hoch, da die Papierproduktion zum Beispiel das Abwasser stark belastet“…

Es ist also kompliziert. Bezogen auf Rezyklierbarkeit hat Papier in weiten Teilen Europas aber die Nase vorn. Zudem wird es in der Natur deutlich schneller abgebaut als Kunststoffe. Das ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn eine geregelte Entsorgung nicht gegeben ist.


Quellen (Auswahl)

  1. Koehler Paper & nucao – Produkt­infos zu NexPlus Advanced, 2024
  2. Sunkey Packaging – Datenblatt zu EVOH- und VMPET-Folien, 2025
  3. Pro Carton / RISE – Carbon Footprint of Carton Packaging 2023
  4. ifeu-Studie – Ökobilanz von Süßwaren­verpackungen, 2021
  5. Packaging Digest – HyperBarrier-Beschichtungen für Papier, 2024

Alle Angaben beziehen sich auf Durchschnittswerte für den europäischen Markt (EU-27 + UK, Stand Mai 2025) und können je nach Rezeptur, Packungs­größe und Energie­mix variieren – die Tendenz sollte aber stimmen.

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