„Wie bewertet man die Recyclingfähigkeit von Verpackungen?“ – ein Auszug aus dem Webseminar.
Darin zeigt Jonathan Scheck (Interzero), worauf es bei Folienstrukturen wirklich ankommt – von Monomaterial-Design über schlanke Barrieren bis hin zu NIR-Erkennung und künftigen EU-Vorgaben. Der Artikel greift fünf zentrale Erkenntnisse heraus, erklärt ihren Praxisnutzen und leitet konkrete Handlungsschritte für Verpackungsentwickler ab.

1 | Worum geht es ?
Jonathan Scheck sprach darüber, wie Unternehmen die Recyclingfähigkeit ihrer Kunststoff‐ und insbesondere Folienverpackungen systematisch bewerten können. Im Mittelpunkt standen dabei Praxisleitfäden wie „Made for Recycling“ und RecyClass, die heute in ganz Europa als De-facto-Standards gelten.
2 | Die fünf wichtigsten Erkenntnisse
Kernaussage | Warum das relevant ist | |
---|---|---|
1 Ganzheitliche Betrachtung | Recyclingfähigkeit bemisst sich nicht allein am Material, sondern an Sortierbarkeit + Verarbeitbarkeit in realen Recyclingprozessen. | Fehlende Sortierbarkeit führt selbst bei „theoretisch“ recycelbaren Strukturen zu Downcycling oder Verbrennung. |
2 Monomaterial dominiert | Strukturen mit ≥ 90 % PE oder PP erreichen heute die höchsten Scores; jede Fremdkomponente zählt. | Monomaterialfolien passen in etablierte LDPE-, HDPE- bzw. PP-Recyclingströme und liefern die beste Outputqualität. |
3 Barriere ja – aber dünn | EVOH-Schichten sollten < 5 Gew-%, metallisierte Schichten < 1 Gew-% bleiben; PET- und PA-Layer sind kritisch im Materialmix. | Dicke Barrieren blockieren das Einschmelzen, erhöhen den Aschegehalt und senken Rezyklatqualität. |
4 Erkennung entscheidet | Dunkle Carbon-Black-Masterbatches, Aluminium-Vollfolien und unlösbare Kleber/Etiketten sind im NIR-schwach → vermeiden! | NIR-Sensoren sind heute das Rückgrat der Sortierlinien. Nur detektierbare Objekte landen im Zielstrom. |
5 Regulatorischer Rückenwind | Mit der EU-PPWR (2024) kommen Mindest-Recyclatgehalte und Design-Vorgaben. Zertifizierte Recyclingfähigkeit wird faktisch zur Marktzulassung. | Wer jetzt umstellt, spart künftige Kosten (EPR-Gebühren) und sichert Versorgung mit qualifiziertem PCR. |
3 | Handlungsempfehlungen für die Flexpack-Praxis
- Frühzeitig Design-Check durchführen
- Nutzen Sie Quick-Audits wie Made for Recycling bereits im Konzeptstadium.
- Simulieren Sie Sortierbarkeit via NIR-Scans oder Lab-Scale-Waschversuche.
- Auf Monomaterial umstellen – wo immer möglich
- PE- oder PP-Based Triplexstrukturen mit ultradünner EVOH-Barriere (< 5 %) liefern heute die beste Balance aus Produktschutz und Recyclingfähigkeit.
- Prüfen Sie lösliche Siegelschichten, um Multimaterial-Deckel bei Schalen abzulösen.
- Additive schlau wählen
- Pigmente: Verzichten Sie auf Carbon Black; bevorzugen Sie klare, weiße oder pastellfarbene Masterbatches.
- Klebstoffe/Tinten: Verwenden Sie lösungsmittelarme, heißwasser‐ oder alkalilösliche Systeme.
- Transparenz schaffen
- Hinterlegen Sie Materialdaten im Digital Product Passport (DIN SPEC 91486) – das beschleunigt Sortierung und behördliche Freigaben.
- Kommunizieren Sie Recyclingfähigkeit klar auf der Packung (z. B. durch den neuen europäischen Recycle-Code).
- Kooperation vorantreiben
- Suchen Sie früh das Gespräch mit Recyclern und Konvertern, um Testchargen im Industriemaßstab zu fahren.
- Entwickeln Sie Closed-Loop-Modelle (z. B. Shrink-Films → Shrink-Films) zusammen mit Markenartiklern.
4 | Ausblick und Motivation
Die Diskussion zeigte eindrucksvoll: Recyclinggerechtes Design ist kein Hindernis, sondern ein Innovationsmotor. Wer heute umstellt, profitiert nicht nur von sinkenden EPR-Gebühren, sondern auch von steigender Nachfrage nach kreislauffähigen Produkten und ausreichend Rezyklat-Verfügbarkeit – insbesondere in sensiblen Bereichen wie Food, Petfood oder Healthcare.
Unser Angebot:
- Laboranalysen & Beratung in Oldenburg – von DSC‐Analysen bis MFI-Test.
- PPWR Beratung und Schulung mit Dr. Daniel Wachtendorf
- Weiterbildung und Networking‐Events wie die Inno-Meetings und Inno-Talks, um Best Practices live zu erleben.
Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie mutig – und lassen Sie uns gemeinsam Folienverpackungen gestalten, die den Stoffkreislauf wirklich schließen. Weitere Veranstaltungen zum Thema Kreislaufwirtschaft finden Sie hier
(Autor: Karsten Schröder, Innoform Coaching GbR)
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