PET-Flasche, Getränkekarton oder Pouch – was ist recyclingfähiger in der EU?

Ein Versuch eines Kosten- und Recyclingfähigkeitsvergleichs

Verpackungen für Wasser und andere Getränke stehen zunehmend im Fokus der Nachhaltigkeitsdebatte. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach den Produktionskosten, sondern auch die nach der Recyclingfähigkeit und der praktischen Umsetzung in verschiedenen EU-Ländern. In diesem Fachartikel vergleichen wir PET-Flaschen, Getränkekartons und Standbeutel (Pouches) hinsichtlich ihrer Recyclingeigenschaften, der länderspezifischen Unterschiede und der damit verbundenen Herausforderungen.


1. Produktionskosten im Überblick

So haben wir kalkuliert, um erst einmal einen groben Kostenvergleich für Anwender zu bekommen:
Vergleich der Produktionskosten für 0,33 l abgefülltes Wasser

(Richtwerte für westeuropäische Lohnabfüllung, Stand 2025)

KostenelementPET-Flasche (€/Stk.)Getränkekarton (€/Stk.)Standbeutel / Pouch (€/Stk.)
Wasserquelle + Lizenz0,0050,0050,005
Primärverpackung
• Behälter (Flasche / Karton / Pouch)0,0450,075 (inkl. Druck)0,075
• Verschluss (HDPE-Deckel / Karton-Cap / Spout)0,0100,0060,010
Sekundärdruck / Etikett0,015– (enthalten im Karton)0,015
Abfüllung + Energie (inkl. CO₂ bei Sprudel)0,0300,0400,040
Tray / Schrumpf / Kartonage0,0200,0200,020
Interne Logistik / Handling0,0100,0100,010
Summe Produktionskosten pro Einheit≈ 0,135 €≈ 0,156 €≈ 0,175 €

Interpretation

  1. PET-Flasche
    Günstigster Gesamtpreis dank sehr großer Stückzahlen bei Vormaterialien und hocheffizienter Abfülllinien. Etikett und Deckel schlagen merklich zu Buche, bleiben aber durch das Pfandsystem hoch­gradig recycelbar. Der Gebrauchswert (Nutzen) für Konsumenten ist sehr hoch!
  2. Getränkekarton
    Kosten liegen etwas höher, weil der bedruckte Kartonverbund teurer ist als reines PET. Kein separates Etikett nötig, dafür leicht höherer Füll- und Energieaufwand.
  3. Standbeutel (Pouch)
    Pouches sparen Gewicht, sind aber als Multilayer-Verbund relativ teuer. Spout-Montage und Zuschnitt erhöhen die Material- und Füllkosten. Ökologisch interessant, wenn Monomaterial-PE oder PP eingesetzt wird – wirtschaftlich knapp unterhalb der Dose, aber klar über PET und Karton.

Zusatzkosten, die nicht zur reinen Produktion gehören:
• Transport zum Kunden/Lager (+ 0,02 – 0,05 €/Stk.) 

• Pfand in Deutschland (+ 0,25 €/Stk. für PET) 

• Marketing/Design, Margen und Steuern.

Mit den folgenden groben Schätzungen kann man getrost weiterrechnen.

VerpackungKosten pro 0,33 l Einheit (EUR)10.000 Einheiten (EUR)
PET-Flasche0,13 – 0,141.300 – 1.400
Getränkekarton0,13 – 0,1751.300 – 1.750
Standbeutel (Pouch)0,15 – 0,191.500 – 1.900

2. Recyclingfähigkeit im Vergleich

VerpackungRecyclingfähigkeit (%)RecyclingwegInfrastruktur in DE/EU
PET-Flasche95 – 100 %Bottle-to-bottleExzellent (Pfandsystem)
Getränkekarton30 – 60 %Papierfaser wird recyceltMittel (Verbundstoffproblem)
Standbeutel (Pouch)0 – 20 %Thermische VerwertungSchwach (Multilayer schwer trennbar)

3. Recyclingpraxis in ausgewählten EU-Ländern

LandPET-FlaschenGetränkekartonsPouches (Beutel)
🇩🇪 Deutschland🟢 Hoch🟠 Mittel🔴 Niedrig
🇫🇷 Frankreich🟠 Mittel🔴 Niedrig🔴 Niedrig
🇮🇹 Italien🟠 Mittel🟠 Mittel🔴 Niedrig
🇪🇸 Spanien🔴 Niedrig🔴 Niedrig🔴 Niedrig
🇳🇱 Niederlande🟢 Hoch🟠 Mittel🟠 Mittel
🇸🇪 Schweden🟢 Hoch🟠 Mittel🔴 Niedrig
🇦🇹 Österreich🟢 Hoch🟠 Mittel🟠 Mittel
🇵🇱 Polen🔴 Niedrig🔴 Niedrig🔴 Niedrig
🇩🇰 Dänemark🟢 Hoch🟠 Mittel🔴 Niedrig

  • 🟢 Hoch: Gut etablierte Sammlung und stoffliches Recycling
  • 🟠 Mittel: Eingeschränkte Infrastruktur, teils nur Fasergewinnung
  • 🔴 Niedrig: Kein oder kaum stoffliches Recycling möglich

4. Fazit und Empfehlungen

PET-Flaschen bieten derzeit den besten Mix aus Recyclingfähigkeit, etablierter Infrastruktur und wirtschaftlicher Umsetzbarkeit, insbesondere in Pfandsystemländern wie Deutschland, Schweden oder den Niederlanden.

Getränkekartons schneiden ökologisch nur dann gut ab, wenn die Papierfasern effizient zurückgewonnen werden, was länderspezifisch stark variiert.

Pouches hingegen stellen die größte Herausforderung dar: Sie sind leicht und kostengünstig, jedoch kaum recyclingfähig – es sei denn, es handelt sich um Monomaterial-Lösungen, deren Marktanteil jedoch noch sehr gering ist.

Unsere Empfehlung: Bei der Wahl einer Verpackung für Getränke in Europa sollte die Recyclinginfrastruktur des Zielmarktes berücksichtigt werden. Für nachhaltige Marken empfiehlt sich derzeit PET mit hohem Rezyklatanteil, ggf. kombiniert mit regionalen Sammelstrategien und Kommunikation zur korrekten Entsorgung.


3 Antworten zu „PET-Flasche, Getränkekarton oder Pouch – was ist recyclingfähiger in der EU?“

  1. Avatar von Volker
    Volker

    Spannender Einblick.
    Danke, liebes Inno-Talk-Team.

    Hattet ihr bei den Zusatzkosten unter „Marketing/Design, Margen und Steuern“ die EPR-Fees berücksichtigt – dort wo sie anfallen?

    1. Avatar von Karsten Schröder
      Karsten Schröder

      Nein – soweit sind wir nicht gegangen. Danke für den Hinweis. Gerne postet auch hier eure Ergebnisse solcher Betrachtungen.

  2. Avatar von Lutz Neugebauer

    Liebes InnoTalk-Team,

    vielen Dank für den übersichtlichen Vergleich!

    Uns bei SÜDPACK ist natürlich gleich aufgefallen, dass bei den Pouches Multilayer Materialien verwendet werden. Bei der Nutzung von Monomaterialien würde der Vergleich hinsichtlich der Recyclingfähigkeit ganz anders aussehen – wie Karsten ja schon anmerkt. Wenn Sie Interesse haben, stellen wir Ihnen gerne unsere (Spouted) Pouches auf PP Basis vor, die eine Recyclingfähigkeit von bis zu 96% aufweisen. Einen ersten Eindruck können Sie sich schon im Podcast #4.19 unter diesem Link https://inno-talk.de/podcast/ ansehen.

    Viele Grüße, Lutz

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