Ein kurzer Bericht von Karsten Schröder
Moderiert von Guido Aufdemkamp war das Inno-Meeting Europe ein kurzweiliges, informatives und kollegiales Meeting der Vor-Ort- und Livestream-Teilnehmer. Gemeinsam mit den hochkarätigen Referent*innen ergab sich eine äußerst freundschaftliche und konstruktive Atmosphäre.
Es begann mit Zahlen, Daten und Fakten von Flexible Packaging Europe (FPE). Anja Holthoff-Schlegel sprach, zugeschaltet aus der Quarantäne, über das zu erwartende Wachstum der Menge an Flexiblen Verpackungen. Woher kommt das Wachstum in Zeiten von Reduzierung und Kreislaufwirtschaft? Primär dreht sich alles um wachsenden Konsum, der europaweit prognostiziert wird.
Mit Dr. Günter Schubert stiegen wir in die Technik ein und lernten, dass Aluminiumfolien in Getränkekartons nicht nur für die Barriere zuständig sind. Im Gegenteil – Alumium ist eine Prozesshilfe, die das Siegeln verbessert, Deadfold garantiert und dabei dicht bleibt.
Sun Chemical, vertreten durch Ewald Rempel, legte seine Nachhaltigkeitsstrategie, die auf den UN GOALS beruht, dar. Auch Druckfarben können die Recyclingfähigkeit verbessern und selbst auch nachhaltiger werden.
BOPP-Folien standen im Fokus von Dr. Daniele Borin (Taghleef). Und zwar nicht einfach nur BOPP mit den bekannten Eigenschaften, sondern mit hervorragenden Sauerstoff- und Aromabarrieren. Die Mehrschicht, biaxial orientierten BOPP Folien ermöglichen es nun dem Veredler, Monomaterialverpackungen auf Basis PP herzustellen. Diese gelten auch im mechanischen Recycling als besonders recyclingfähig.
Sabrina Schmidt bot einen Leitfaden für Abpacker an, der in einem mehrjährigen Forschungsprojekt u.a. mit DM und ifeu Institut entstand. Dieser INNOREDUX genannte Leitfaden kann kostenlos heruntergeladen werden: https://www.ioew.de/publikation/verpackungen_oekologisch_optimieren. Erfahren Sie, warum nicht immer unverpackte Güter das Nachhaltigste sind.
Für eine hochwertige, kreislauffähige Folienverpackung warben die beiden Sprecher Dr. Andrey Charkovskiy und Ir. Disha Disha von Siegwerk Druckfarben. Auch hier der Tenor: Wir sind Ermöglicher von Kreislaufwirtschaft mit Flexiblen Verpackungen – mit und ohne Barriere. Denn auch Barrierebeschichtungen, z.B. für Papierverpackungen, bietet Siegwerk an, genauso wie abwaschbare Druckfarben für das s.g. DEINKING.
Watttron mit Ton Knipscheer verspricht bis zu 90% Energieeinsparung mit digitalen Siegelwerkzeugen. So werden 5×5 Millimeter kleine Pixel mit 100 Hz geregelt und individuell nach dem Wärmeverbrauch beheizt. So kommt dort genau die Wärmemenge an, die z.B. Monomaterialverpackungen benötigen. Diese preisgekrönte Erfindung versetzte den Saal in Erstaunen und wird das Startup erfolgreich machen, so die einhellige Einschätzung des Auditoriums.
Henkel versteht sich laut Alexander Bockisch nicht nur als Klebstoffhersteller, sondern auch als Designpartner im besten Sinne. Mitten in der Lieferkette möchte Henkel mit Klebstoffen und neuen Wegen Nachhaltigkeit und Mehrwert schaffen. Denn geklebte Verbundfolien lassen sich auch immer besser recyceln und bieten hohe Performance – nicht weg zu denken, oder?
Papier wo möglich und Plastik wo sinnvoll – ist schon fast eine Redewendung unserer Industrie geworden. Thomas Kahl schildert, warum Mondi diesen Weg geht und sich strikt von Kundenbedürfnissen und Anforderungen aus dem Markt leiten lässt. Das ist ein Aufruf zur Materialoffenheit.
Als Vertreterin des Handelsgiganten DM zeigte Dagmar Glatz tiefgehende Kompetenz im Bereich bedruckter Verpackungen und verblüffte manchen mit der Beteiligung am Forschungsprojekt PrintCYC, dessen Ergebnisse Dr. Annett Kaeding-Koppers im folgenden detailliert ausführte. Druckfarben, auch wenn sie nicht entfernt werden, können so optimiert werden, dass sie Nebenwirkungen beim Recycling minimieren, wie z.B. Stippen, Farbabweichungen und Geruch. „Grey is the new green“ könnte man sagen.
Eine große Überraschung hatte Prof. Markus Schmid im Gepäck. Er mahnte zum Weitblick und schlug die Bio-Kreislaufwirtschaft als wesentliche Ergänzung zur fossilen Kreislaufwirtschaft vor und verwies auf erste Forschungsergebnisse aus einem Nachhaltigkeits-Institut in Sigmaringen.
PET-Folien sind tot – es leben die PET-Folien – könnte man aus dem Beitrag von Ralf Meyer zusammenfassen. Warum müssen flexible Verpackungen eigentlich aus Monomaterial auf Basis von Polyolefinen bestehen? Das geht auch mit Mono-Polyesterfolien, die z.B. dem PET-Flaschenrecycling zugeführt werden könnten – auch alles Monomaterial! Vorteil: An den Abpackmaschinen kann alles so bleiben wie es ist.
Der Vortrag von Xavier Bonamour konzentrierte sich für den Maschinenbauer BOBST auf „Save Food“ durch Hoch- und Ultrahoch-Barrieren auf Folie und Papier mittels Kombination von Bedampfungen und Beschichtungen. Fertige Lösungen hat BOBST in den letzten Jahren auf diversen Substraten entwickelt und bietet alles nun unter dem Namen oneBARRIER interessierten Veredlern an.
„Kleine Teile, große Wirkung“ sagte Mike Landwehr sinngemäß zu der Massenreduzierung von 10% bei Einschweißteilen für Standbeutel etc.. Aber damit nicht genug – auch aus Regenerat gefertigte, maßgeschneiderte Einschweißteillösungen sind heute verfügbar und finden gerade den Weg in die Regale.
Fernando Gordillo betonte, dass Digitaldruck das Ressourcen-effizienteste Druckverfahren ist. Nicht nur, dass Energiebedarf, Verbrauchsteile etc. optimiert sind, auch der Ausschuss und die Überproduktion gehören der Vergangenheit an. Doch richtig interessant wird der Digitaldruck mit digitalen Geschäftsmodellen – auf geht’s.
Für alle, die mein Finale sehen möchten, hier der Live-Mitschnitt.
TIPP: Wenn Sie interessiert sind, alle oder ausgewählte Vorträge nachzuschauen und die Unterlagen zum Download zu erhalten, wartet hier ein vergünstigtes Einführungsangebot für das 1. Inno-Meeting Europe. Sie sparen 200 € zum Listenpreis. https://www.innoform-coaching.de/tagung/inno-meeting-europe-flexpack-knowledge-for-decision-makers-2022
Ein erstes Inno-Meeting für Europa, aber nicht das letzte.
Text: Karsten Schröder
Video: www.eveema.com