Das Thema der Mineralöl-Migration in und durch Lebensmittelverpackungen umfasst verschiedene Aspekte, darunter wissenschaftliche Grundlagen, Quellen der Kontamination, analytische Methoden, toxikologische Bewertungen und regulatorische Entwicklungen. Wir haben Ihnen auf Basis unseres beliebten Webseminars das Wesentliche hier zusammen gefasst.
Wissenschaftliche Grundlagen
Mineralöl-Kohlenwasserstoffe werden in zwei Hauptgruppen unterteilt: MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). MOSH bestehen aus gesättigten Kohlenwasserstoffen, während MOAH aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten. Diese Substanzen unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur und ihren potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen.
Historische Entwicklung und aktuelle Herausforderungen
Die Diskussion um Mineralöl in Lebensmitteln ist seit den 1990er Jahren präsent, hat aber in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein bekanntes Beispiel ist der Adventskalender-Skandal von 2009, bei dem Mineralöl in Schokolade nachgewiesen wurde. Dies führte zu einer verstärkten Aufmerksamkeit und Forschung in diesem Bereich.
Quellen der Kontamination
Hauptquellen der Mineralöl-Kontamination sind Kartons und anderen Verpackungsmaterialien, die recyceltes Altpapier enthalten, sowie Verunreinigungen der Lebensmittel durch landwirtschaftliche Maschinen, ungeeignete Transport- oder Verarbeitungsverfahren sowie Anreicherungen entlang der Nahrungskette.
Analytische Methoden
Zur Bestimmung von MOSH und MOAH in Lebensmitteln und Verpackungen werden verschiedene analytische Methoden eingesetzt. Diese Methoden umfassen die Extraktion der Substanzen aus dem Material und deren Analyse mittels chromatographischer Techniken. Die Trennung und Analyse dieser Substanzen stellt technische Herausforderungen dar, insbesondere bei der Unterscheidung zwischen MOSH und MOAH.
Toxikologische Bewertung
Toxikologisch unterscheiden sich MOSH und MOAH signifikant. MOAH, insbesondere solche mit drei oder mehreren aromatischen Ringen, können erbgutverändernde und krebserzeugende Stoffe enthalten.
Es ist bekannt, dass MOSH, die bis zu rund 45 Kohlenstoffatome enthalten, vom Körper aufgenommen werden. Sie wurden beim Menschen in einigen Organen wie Leber und Milz sowie im Fettgewebe nachgewiesen. Die EFSA kommt im Jahr 2023 in ihrer Neubewertung zu dem Schluss, dass die aktuelle Aufnahmemenge an MOSH in der europäischen Bevölkerung über Lebensmittel keinen Grund zur Besorgnis darstellt. Von sehr hohen Dosen abgesehen hat die EFSA keine schädigenden Wirkungen von MOSH auf den Menschen festgestellt.
Regulatorische Entwicklungen
Aktuelle regulatorische Entwicklungen umfassen neue EU-Grenzwerte und nationale Verordnungen zur Begrenzung von Mineralöl in Lebensmitteln und Verpackungen. Diese Regelungen zielen darauf ab, die Exposition der Verbraucher gegenüber diesen Substanzen zu minimieren und die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.
Die EU-Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, um Grenzwerte für den Höchstgehalt an aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) in die europäische Kontaminantenverordnung (Verordnung 2023/915) aufzunehmen. Diese Verordnung zielt darauf ab, die Gehalte von MOAH in verschiedenen Arten von Lebensmitteln zu regulieren, insbesondere in Lebensmitteln mit hohem Fettanteil.
Orientierungswerte: Deutsches Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Das Standing Committee on Plants, Animal, Food and Feed (SC PFAFF) hat im April 2022 bzw. Oktober 2022 Vorgaben veröffentlicht, was konkret unter der Vorgabe „nicht nachweisbar“ zu verstehen, und wie mit Lebensmittel, in denen MOAH gefunden wurden, umzugehen ist. Demnach sollen alle Lebensmittel vom Markt entfernt werden, wenn der MOAH-Gehalt folgende Bestimmungsgrenzen übersteigt:
– 0,5 mg/kg trockene Lebensmittel mit niedrigem Fett-/Ölanteil (≤ 4%)
– 1 mg/kg Lebensmittel mit höherem Fett-/Ölanteil (> 4% und ≤ 50%)
– 2 mg/kg Lebensmittel mit einem Fett-/Ölanteil > 50%
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat für Lösemittel, die MOSH mit Kohlenstoffkettenlängen von C10 bis C16 sowie von C16 bis C20 enthalten, einen Richtwert für den Übergang auf Lebensmittel in Höhe von 12 mg/kg Lebensmittel bzw. 4 mg/kg Lebensmittel abgeleitet.
Praktische Aspekte und Teststrategien
Zur Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sind Teststrategien erforderlich, um die Barrierewirkung von Verpackungen gegen MOSH und MOAH zu überprüfen. Dies umfasst die Analyse der spezifischen Migration von Mineralölen aus Verpackungsmaterialien in Lebensmittel.
Diese umfassende Betrachtung der Mineralöl-Migration in Lebensmittel zeigt die Komplexität und die Notwendigkeit weiterer Forschung und regulatorischer Maßnahmen, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Fest steht, dass mit modernen, Barrierefolien MOSH und MOAH verlässlich aus verpackten Lebensmitteln fern gehalten werden können.
Bei Fragen rund um dieses Thema sprechen Sie gerne mit Heike Schwertke.