Talk (Talkum) als krebserregend eingestuft – was bedeutet das für Verpackungen?

Wieder einmal gibt es Aufregung um ein Additiv in der Folien- und Papierindustrie. Wir haben einen Blick darauf geworfen und einige Fakten zusammengetragen. Es ist nicht nur ein Zusatzstoff für Flexpack, sondern auch für Lebensmittel, Kosmetika und Pharmazeutika. Ist es deshalb für Folien und Papier nicht so wichtig? Talk oder Talkum kann mit Asbest kontaminiert sein oder ähnliche Strukturen aufweisen – aber was bedeutet das?

1) Krebsarten und Evidenz: Talkum wird mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht, darunter Eierstock, Lungen- oder Kehlkopfkrebs . Die WHO-Expertinnen und -Experten halten die Evidenz für ausreichend.

2) Risiko durch Asbestkontamination: In der Vergangenheit war Talk häufig mit Asbest kontaminiert, was einen Teil des Risikos ausmacht. Dies ist relevant, da in der Industrie häufig mit ähnlichen Materialien gearbeitet wird, und unterstreicht die Notwendigkeit sorgfältiger Kontaminationskontrollen. Wie relevant das für Packmittel wirklich ist bleibt zu untersuchen. Aber auch ohne Asbest birgt Talk weitere Risiken.

3) Auswirkungen auf Produkte und Herstellungsverfahren: Talkum wird in einer Vielzahl von Produkten verwendet, unter anderem in Kosmetika und in Verpackungsmaterialien, die mit Lebensmitteln und Arzneimitteln in Berührung kommen. Das Krebsrisiko kann daher auch Auswirkungen auf die Regulierung und Sicherheitsbewertung dieser Produkte haben.

4) Industrielle Relevanz: Für die Verpackungsindustrie kann diese Einstufung eine Überprüfung und Anpassung der verwendeten Materialien bedeuten, insbesondere wenn Talkum in der Produktion eingesetzt wird. Unternehmen könnten gezwungen sein, alternative Materialien zu finden oder zusätzliche Reinheits- und Sicherheitsprüfungen einzuführen. Dies ist jedoch noch nicht der Fall.

5) Regulatorische und rechtliche Erwägungen: Die Einstufung von Talk als „wahrscheinlich krebserregend“ könnte zu strengeren Vorschriften und möglichen rechtlichen Herausforderungen führen, insbesondere in Märkten mit hohen Sicherheitsstandards für Verbraucherprodukte.

6) Talk wird Kunststoffen zugesetzt: z.B. zur Erhöhung der Steifigkeit (Elastizitätsmodul), als Nukleierungsmittel, zur Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit und damit zur schnelleren Produktion, für optische Effekte etc. Bei Papier und Zellstoff wird es auch als Füllstoff eingesetzt .

7) Talkum ist in der Kunststoffverordnung (EU) Nr. 10/2011 ohne Grenzwert aufgeführt: Es darf Kunststoffen in Mengen zugesetzt werden, die den Grenzwert für die Gesamtmigration von 10 mg/dm² nicht überschreiten. Da Talkum ein Lebensmittelzusatzstoff (E 553b) ist, muss es in der Konformitätserklärung als sogenannter Dual-Use-Additiv aufgeführt werden.

Für Ihr Unternehmen kann dies bedeuten, dass Sie mögliche Risiken bewerten und proaktive Maßnahmen ergreifen müssen, um die Konformität und Sicherheit Ihrer Produkte zu gewährleisten.
Konkrete Handlungsanweisungen für Flexpacker gibt es derzeit jedoch noch nicht.

Hier finden Sie Artikel zum Thema, den wir u.a. für unsere Recherchen verwendet haben: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/talk-ist-wahrscheinlich-krebserregend-149525/

Talk (Mineral) – Wikipedia

Karsten Schröder und Heike Schwertke, Innoform GmbH


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