Inno-Talk: Datenbasiertes Design for Recycling für flexible Verpackungen

Diese InnoTalk-Episode – eine Initiative von Innoform Coaching – hatte Haulwen Nicholas (CEFLEX) als Sprecherin. Moderiert wurde die Session von Guido Aufdemkamp (Flexible Packaging Europe, FPE).
Flexible Verpackungen sind ressourceneffizient und bieten hervorragenden Produktschutz. Gleichzeitig bleiben Sammlung, Sortierung und Recycling in großem Maßstab anspruchsvoll – insbesondere bei Strukturen mit mehreren Schichten, Druckfarben, Beschichtungen, Klebstoffen und funktionellen Barrieren. CEFLEX setzt genau hier an: Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette auf praxistaugliche, evidenzbasierte Leitlinien auszurichten, damit flexible Verpackungen im realen System zuverlässiger sortiert und mechanisch recycelt werden können.

Was CEFLEX ist – und warum das relevant ist

CEFLEX ist eine branchenübergreifende Initiative, die Akteure entlang der flexiblen Verpackungs-Wertschöpfungskette zusammenbringt: Rohstoff- und Additivlieferanten, Folien- und Verpackungshersteller, Markenartikler, Entsorgungs- und Sortierunternehmen, Recycler sowie weitere Stakeholder. Das gemeinsame Ziel: technische und wirtschaftliche Hürden abbauen, damit flexible Verpackungen besser in eine Kreislaufwirtschaft integriert werden können.

Der zentrale Gedanke ist pragmatisch: Recyclingfähigkeit entsteht im System, nicht durch eine einzelne Materialentscheidung. Eine „Monomaterial“-Strategie kann scheitern, wenn eine Verpackung in der Sortierung nicht korrekt erkannt oder falsch ausgeschleust wird – oder wenn der Rezyklatoutput nicht die nötige Qualität erreicht. Daher fokussiert CEFLEX auf Designentscheidungen, die unter realen Sammel-, Sortier- und Recyclingbedingungen funktionieren.

Die D4ACE-Guidelines: praktische Designregeln, die weiterentwickelt werden

Ein zentrales Ergebnis von CEFLEX ist die Guidance „Designing for a Circular Economy“ (häufig über die CEFLEX-Guidelines-Plattform genutzt). Sie richtet sich an Verpackungsteams und übersetzt allgemeine Recyclingprinzipien in konkrete Designentscheidungen, die Sortier- und Recyclingwahrscheinlichkeit erhöhen.

Wichtig aus dem Talk: Diese Guidance ist nicht als statisches Dokument gedacht. Sortiertechnologien, Anlagenpraxis, Testmethoden und Marktanforderungen entwickeln sich weiter – daher müssen Empfehlungen regelmäßig überprüft und anhand neuer Daten angepasst werden. Das gilt besonders vor dem Hintergrund steigender regulatorischer Erwartungen und des wachsenden Bedarfs an belastbaren Nachweisen zur Recyclingfähigkeit.

Von Konsens zu Evidenz: das Phase-2-Testprogramm

Ein Schwerpunkt der Session war der Schritt von Expertenkonsens hin zu einer robusten Datenbasis. CEFLEX hat in Phase 2 ein umfassendes Testprogramm zur Sortierbarkeit und mechanischen Rezyklierbarkeit umgesetzt, um Designempfehlungen mit unabhängigen Daten zu untermauern und die Anwendung in der Industrie zu beschleunigen.

Die Zielsetzung ist klar: Vergleichbare Ergebnisse darüber schaffen, wie repräsentative flexible Verpackungsstrukturen in Sortierung und mechanischem Recycling tatsächlich performen – damit Designer, Marken und Hersteller Entscheidungen schneller und mit höherer Sicherheit treffen können.

Warum Sortierbarkeit genauso entscheidend ist wie Rezyklierbarkeit

Selbst eine gut gestaltete Struktur ist praktisch nicht recycelbar, wenn sie bereits in der Sortierung scheitert. Erkennung und korrektes Routing (z. B. über NIR-basierte Systeme) sind somit ein „Gatekeeper“ für Zirkularität. Der Talk unterstrich: Design for Recycling muss in der Realität der Sortierperformance verankert sein – nicht nur in Materialtheorie.

Was Verpackungsteams konkret mitnehmen können

Aus dem CEFLEX-Ansatz ergeben sich drei unmittelbar nutzbare Leitlinien:

  1. End-of-Life von Beginn an mitdenken
    Barriere, Siegel, Druck und Optik müssen mit den erwarteten Sammel- und Sortierwegen abgestimmt werden – sonst werden Iterationen teuer und langsam.
  2. Verpackungen in „recyclingrelevante Bausteine“ zerlegen
    Statt die Verpackung als Ganzes zu diskutieren: Basismaterialien, Barriereanteile, Druckfarben/Beschichtungen, Klebstoffe und funktionelle Features separat bewerten und deren Einfluss auf Sortierung und Recycling verstehen.
  3. Daten nutzen, um Unsicherheit zu reduzieren
    Wo Testdaten vorliegen, können sie Annahmen ersetzen und helfen, intern (R&D, Einkauf, Marketing) und extern (Converter, Recycler, Compliance) schneller zu einer belastbaren Entscheidung zu kommen. Ziel von CEFLEX ist, diese Evidenz zugänglicher und anwendbarer zu machen.

Ausblick: kontinuierliche Weiterentwicklung und Branchenabgleich

CEFLEX ist klar auf kontinuierliche Verbesserung ausgerichtet: Guidance anhand von Testdaten aktualisieren, die wichtigsten offenen Fragen priorisieren und die Abstimmung mit weiteren Industrieaktivitäten stärken – bis hin zur Einordnung in Standardisierung und anwendungsnahe Bewertungslogiken.

Fazit

Die Episode zeigte den Weg, den die Branche zunehmend braucht: von guten Absichten hin zu messbaren Recycling-Ergebnissen. CEFLEX kombiniert praxisnahe Leitlinien mit groß angelegten Tests und unterstützt Verpackungsteams dabei, Designs zu entwickeln, die in realen Sammel-, Sortier- und mechanischen Recyclingsystemen eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit haben – und zugleich eine gemeinsame Sprache entlang der Wertschöpfungskette schaffen.